Eine denkwürdige Fahrt führte 1997 nach Rotherham. Da war von Städtepartnerschaft noch keine Rede. Die Reise kam damals mit Unterstützung durch die noch existierende Stahl- und Walzwerk AG zustande. Rotherham hatte mit ganz ähnlichen Problemen zu kämpfen wie Riesa. Die freundlichen Aufnahme in der englischen Stadt, die vielen Parallelen zur wirtschaftlich gebeutelten Heimat – hier bot sich eine längerfristige Zusammenarbeit an. Das Bläserensemble schloss eine Partnerschaft mit der Rotherham School’s Brass Band, die inzwischen schon mehrfach in Riesa zu Gast war und deren Vertreter auch bei Konzertreisen der Riesaer mit dabei waren. Die jungen Musiker und ihr Leiter Wolfgang Haufe brachten aber auch die Idee weiterreichender Kontakte zwischen den Städten mit nach Hause. Das war der Anstoß zur nun schon seit Jahren erfolgreichen Städtepartnerschaft mit Rotherham.
Natürlich sind die jungen Musiker des 1991 gegründeten Ensembles begeistert, wenn wieder große Reisen auf dem Programm stehen. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich ohne das Orchester schon so viel von der Welt gesehen hätte”, ist sich Tubist Michael Rusch sicher. Das Geld für die Reisen erarbeiten sich die Musiker mit vielen kleinen und großen Konzerten, mit „Mucken” für die unterschiedlichsten Anlässe. Aber bei ihren Gastspielen wird natürlich auch einiges an Qualität von ihnen erwartet. Also heißt es auch proben, proben, proben. „Auf Reisen stellen wir immer wieder fest, wie unterschiedlich wir doch alle sind. Die Musik und das Reisen ist aber auch das, was uns verbindet”, ergänzt „Klarinette” Franziska Ritschel, stellvertretender Vorstand des Vereins. Für Wolfgang Haufe, den die Musiker respektvoll den „Meister” nennen, ist mit en Reisen enorm viel Aufwand verbunden: Geld auftreiben, Flüge buchen, Unterkünfte besorgen, Kontakt zu den Gastgebern halten. Aber inzwischen ist er ein regelrechter Fuchs auf diesem Gebiet. Und er legt Wert darauf, dass die Jugendlichen nicht nur die Konzerte mit Bravour erledigen, sondern auch etwas von Land und Leuten kennenlernen. „Denken Sie nicht, dass unsere Reisen Erholung sind”, versichert Michael Rusch. „Meist haben wir mehr Konzerte als Aufenthaltstage. Herr Haufe hat dazu noch ein straffes Besichtigungsprogramm organisiert. Da haben wir manchmal Not, zwischendurch noch ein Bier oder eine Flasche Wein für den späten Abend im Hotel aufzutreiben”, ergänzt er mit einem Augenzwinkern.
Seit 2002 ist das Bläserensemble regelmäßig in Israel zu Gast. Auftritte in Haifa, Nazareth, Jerusalem und Bethlehem, in Schulen, Altenheimen, in einer griechischkatholischen Kirche ebenso wie in der Benediktinerabtei auf dem Zionsberg in Jerusalem (Foto Mitte) waren für die jungen Leute ganz besondere Erlebnisse. Zum wiederholten Male umrahmten sie mit ihrer Musik den Volkstrauertag auf einem deutschen Soldatenfriedhof aus dem I. Weltkrieg in Nazareth. „Das Ensemble unter der Leitung von Wolfgang Haufe gab den Veranstaltungen Würde und die einem solchen Tage angemessene Begleitung und Atmosphäre”, schrieb der deutsche Botschafter in Israel danach an die Riesaer Oberbürgermeisterin. Über diplomatische Wege ging auch eine Empfehlung der „herausragenden Darbietung” an die Deutsche Botschaft in Kairo.
Und von dort kam im November 2009 eine ganz besondere Einladung an das Orchester. Im Oktober, zum Jahrestag der Schlacht um El Alamein, richten die einstigen Gegner Großbritannien, Italien und Deutschland in jedem Jahr eine Gedenkfeier aus. 2010 ist Deutschland für die internationale Zeremonie zuständig – und die Riesaer Musiker werden den würdigen musikalischen Rahmen liefern!
H. B.