„Natürlich clever“ – mehr Energieeffizienz in Riesa

23. April 2010

Auf dem Dach der Riesaer Kindertagesstätte „Pfiffikus“ geht in wenigen Tagen eine Photovoltaikanlage in Betrieb. Die 51 Module haben eine Leistung von 10,2 Kilowatt und können in einem normal sonnigen Jahr etwa 10.000 Kilowattstunden (kWh) Strom produzie-ren. Mehrere tausend Euro jährlich an Stromkosten werden damit eingespart.

Unter dem Motto „Natürlich clever“ läuft eine Kampagne, mit der Riesa verstärkt auf den Einsatz effizienter, erneuerbarer und ökologisch wertvoller Energieformen setzt. Das hat im Bereich Energieerzeugung schon in den 1990er Jahren begonnen, seit 2008 wird intensiv an intelligenten Lösungen für Endverbraucher gearbeitet. Oberbürgermeisterin Gerti Töpfer erklärte: „Riesa hat die Zeichen der Zeit in Sachen zukunftsweisender Energiepolitik längst erkannt. Die Initiative ,Natürlich clever. In Riesa.’ zeigt, wie umfassend hier an effizienten und umweltfreundlichen Energielösungen gearbeitet wird.“

 

Wichtigster Partner sind die Stadtwerke Riesa GmbH (SWR) als Tochterunternehmen der Stadt. Sowohl in Eigenregie als auch über ihr Tochterunternehmen Energieservice und Arealmanagement GmbH (ESAM) setzen die Stadtwerke eine Vielzahl innovativer Projekte um.

 

Ausbau der hocheffizienten Energieerzeugung

 

„Unsere Strategie geht schon bei der Erzeugung los“, erklärt Stadtwerke-Geschäftsführer René Röthig. 2009 haben die Stadtwerke Riesa zwei weitere Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen in Betrieb genommen. Die KWK-Module wurden in den bestehenden Standorten Elbufer und August-Bebel-Straße eingebaut. Seitdem erzeugen diese Standorte sowohl Wärme als auch Strom (sog. Heizkraftwerke). Die Maßnahme hatte ein Investitionsvolumen von rund einer Million Euro. Insgesamt erzeugen die SWR an fünf Standorten im Stadtgebiet Strom und Wärme gleichzeitig. Damit versorgen sie rund 40 Prozent der Riesaer Wohnungen mit Wärme und produzieren fast die Hälfte des gesamten Kundenstrombedarfs selbst.

Hobbyköche kennen das: Beim Zubereiten einer Mahlzeit fallen Reste an. Die übrig gebliebenen Zutaten wegzuwerfen, wäre Verschwendung. Die Kunst besteht darin, aus den Speiseresten etwas Neues zu zaubern. In den fünf Heizkraftwerken der Stadtwerke Riesa gilt ein ähnliches Prinzip: Die SWR verwenden die bei der Stromerzeugung entstehende Wärme weiter, anstatt sie ungenutzt an die Umwelt abzugeben. Dadurch nutzt das Unternehmen die eingesetzten Rohstoffe doppelt.

 

Riesaer Schulen senken Heizkosten und CO2-Ausstoß

 

Was sich im „großen Stil“ bewährt, kann auch im Kleinen funktionieren. Das beweist die ESAM, ein hundertprozentiges Tochterunternehmen der SWR. Sie hat 2009 im Städtischen Gymnasium (beide Häuser), im Werner-Heisenberg-Gymnasium, in der Trinitatisschule und in der Förderschule „An der Goethestraße“ Mini-Blockheizkraftwerke installiert. Diese versorgen die Schulen auf hocheffiziente Weise mit Wärme und Warmwasser. Obendrein decken die Schulen mit den Anlagen bis zu zwei Drittel ihres Strombedarfs selbst. Durch die Anlagen haben die Schulen ihre Heizkosten bis zum jetzigen Zeitpunkt um 24.400 Euro gesenkt. Außerdem wurde der Ausstoß an Kohlendioxid an allen Schulen zusammen seit Inbetriebnahme um fast 104 Tonnen reduziert. Die BHKW-Anlagen werden mit Erdgas, dem emissionsärmsten unter allen fossilen Energieträgern, betrieben. Vorher sorgten bis zu 20 Jahre alte atmosphärische Kessel für warme Klassenräume.

 

Wärme aus regenerativen Energien

 

Im vierten Quartal 2010 werden die SWR eine weitere Wärmeerzeugungsanlage in Betrieb nehmen, die mit Holzpellets, einem CO2-neutralen Brennstoff, betrieben wird. Die Anlage wird den bestehenden Standort „Heizwerk Studienakademie“ vergrößern. Die jetzige Anlage ist an ihrer Kapazitätsgrenze angelangt. Deshalb haben die SWR eine neue ökologische und effiziente Anlage geplant, damit sie auch den neuen Forschungs- und Gewerbepark zuverlässig und umweltgerecht mit Wärme versorgen können. „Wir begrüßen es, dass wir unseren Heizenergiebedarf mit effizient und regenerativ erzeugter Wärme decken werden“, erklärt Dr. Thorsten Anke, Leiter des Rohrforschungszentrums. Mit dem Heizwerk Studienakademie versorgen die SWR bereits heute mehrere Kunden in der unmittelbaren Nähe mit Wärme – unter anderem die staatliche Studienakademie selbst.

Holzpellets sind verglichen mit fossilen Energieträgern Kohlendioxid-neutral. Es kommt bei ihrer Verbrennung zu einem geschlossenen Kohlenstoffkreislauf, da nur die Menge an CO2 abgegeben wird, die das Holz vorher beim Wachsen aufgenommen hat. Holzpellets, die in der Anlage in Gröba verwendet werden sollen, werden aus getrocknetem, naturbelassenem Restholz hergestellt (z. B. Sägemehl, Hobelspäne, Waldrestholz).

 

Strom und Wärme aus Sonnenenergie

 

Neben der Photovoltaik-Anlage für die Kita „Pfiffikus“ realisiert die ESAM zwei weitere Solaranlagen. Auf dem Stalldach des Guts Göhlis hat die Stadtwerke-Tochter 322 Solarmodule installiert. Die Anlage soll Ende Mai oder Anfang Juni ans Netz gehen. Der elektrische Ertrag beträgt je nach Sonnenscheindauer zwischen 70.000 und 77.000 kWh pro Jahr.

Die Energie der Sonne nicht in elektrische aber in thermische Energie umwandeln wird bald das Gebäude am Kunstrasenplatz des SC Riesa. Zehn Module mit einer Gesamtleistung von 17,56 Kilowatt werden solare Energie in rund 12.800 kWh thermische Energie umwandeln, die zur Warmwassererwärmung genutzt wird.

 

Ökostromprodukt für Riesaer Haushalte

 

Für alle Riesaer Haushalte haben die Stadtwerke Riesa ab Jahresmitte ein Ökostromprodukt im Angebot. Das Produkt wird „Vollnatur-Strom“ heißen und enthält Strom, der zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energiequellen wie Wasser, Sonne und Wind stammt. Den überwiegenden Teil dieses Stromes erhalten die Riesaer Stadtwerke zertifiziert aus Wasserkraft – erzeugt in Laufwasserkraftwerken. Wasserkraft ist der Klassiker unter den regenerativen Energien.

 

Smart Metering

 

Gemeinsam mit zehn Riesaer Kunden nehmen die Stadtwerke Riesa an einem Pilotprojekt für intelligente Zähler (Smart Metering) der ENSO teil. Bei zehn ausgewählten Kunden im Wohngebiet „An der Obstplantage“ haben die SWR einen neuen Zähler installiert, um die Datenübertragung in der Praxis zu testen. Damit sammeln die SWR gemeinsam mit ihren Kunden wertvolle Erfahrungen auf einem der wichtigsten Energieeffizienzgebiete der Zukunft. Im Gegensatz zu den klassischen Drehstromzählern erfassen die intelligenten Stromzähler den Stromverbrauch elektronisch und senden die Verbrauchsdaten selbständig an das Versorgungsunternehmen. Der Kunde kann sich jederzeit online über seinen aktuellen Stromverbrauch informieren. Wer ständig kontrollieren kann, wann wie viel Strom durch die Leitungen fließt, ist sensibler für den Stromverbrauch. Die elektrischen Zähler sollen auch helfen, den Stromverbrauch gleichmäßiger über den Tag zu verteilen.

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